Fotocredit: manusfotovideoart.ch
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Zuerst machte der Goalie des FC Freienbach nur einen Witz

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24.11.2023 06:00

Zuerst machte der Goalie des FC Freienbach nur einen Witz

Gegen die AC Taverne gewinnen die Schwyzer in der 90. Minute endlich wieder einmal einen Punkt. Vom Elfmeterpunkt trifft ein Spieler, den man an diesem Ort nicht erwartet hatte.

Gross ist der Jubel, als der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigt. Das Heimteam des FC Freienbach bekommt eine letzte Chance auf den Ausgleich gegen die AC Taverne, bald wird das Spiel zu Ende sein.

Noch grösser ist aber die Verwunderung unter den Supportern auf dem Sportplatz Chrummen, als plötzlich Diego Yanz zügig das gesamte Spielfeld durchmisst. Yanz ist der Goalie des FC Freienbach und für das Verhindern von Gegentreffern zuständig. Er wird doch nun nicht etwa…?

«Den nächsten Penalty schiesse ich»

Doch, Diego Yanz wird. Er legt sich den Ball zurecht, wartet eine kleine Ewigkeit, bis die Gegenspieler, die ihn zu stören versuchen, weggehen, und, bis der Schiedsrichter den Ball freigibt. Er läuft an, schiesst und trifft. 1:1 - wenig später ist die Partie zu Ende.

So überraschend die Aktion des Goalies für Aussenstehende war, so verständlich war sie für Personen mit Kenntnissen des Innenlebens des Teams. Trainer Stefan Flühmann schreibt vor einem Spiel jeweils drei Penaltyschützen auf, und auf dieser Liste stand auch der Name Diego Yanz. Diese Tatsache erklärt sich mit einer Begebenheit von Anfang Saison, erklärt Yanz. «Wir haben da zwei Penaltys verschossen, und ich sagte danach mehr als Witz: Den nächsten schiesse ich.» Freienbach erhielt lange keinen Penalty mehr zugesprochen und so blieb er auf der Liste - bis zu diesem 18. November.

Nervös? Nie!

Nervös sei er nicht gewesen, auch die gegnerischen Destabilisierungsversuche hätten ihn nicht aus dem Konzept gebracht. Er vermutet, dass ihm dabei eine spezielle Gabe geholfen habe: «Ich war konzentriert, aber nervös war ich in meiner Karriere auf dem Platz gar nie.» Und der heute 35-Jährige hätte während seiner Laufbahn, die er praktisch ausschliesslich beim FC Rapperswil-Jona verbrachte und oft in der Hoval Promotion League oder der Challenge League, mehrfach Gelegenheit gehabt, nervös zu werden - unter anderem bei Testspielen gegen Borussia Dortmund, den VfL Wolfsburg oder die Schweizer Nationalmannschaft.

Ganz wohl war es ihm vor dem Elfmeter dennoch nicht, das gibt er zu. Aufgrund der Regenfälle war das Terrain sehr schwer bespielbar. «Die Zone um den Penaltypunkt war ein Sumpf. Ich hatte etwas Respekt, dass ich ausrutschen könnte.» Hohn und Spott wären ihm bei einem solchen Szenario gewiss gewesen, die Sprüche wären definitiv weit über diejenigen hinausgegangen, welche seine Kollegen in den Monaten zuvor gemacht hatten. Mit einem Schmunzeln sagt er: «Sie fragten mich zum Beispiel, ob es ein Schreibfehler sei, dass ich auf der Liste bin.»  

Diego Yanz ist natürlich nicht der erste Keeper, dem ein Penaltytor gelingt, und er hat sich auch nicht an einem speziell orientiert. Einen hat er aber aus der Kindheit noch in Erinnerung: «Hansjörg Butt hat oft Penaltys geschossen.» Der langjährige Schlussmann von Bayer Leverkusen hat gemäss Transfermarkt in den verschiedenen Wettbewerben auf Profistufe 37 Penaltys verwandelt - zu den bezwungenen Goalies zählen Gianluigi Buffon, Oliver Kahn, Jens Lehmann oder auch Jörg Stiel.

Der Treffer des Goalies war auch enorm wichtig

Diego Yanz’ Treffer war allerdings alles andere als nur eine schöne persönliche Geschichte. Dank dem Last-Minute-Ausgleich konnte Freienbach sein Konto nach einer Serie von nur einem Punkt aus sechs Partien wieder einmal leicht äufnen «Das Tor war sehr wichtig für unser Team, das freut mich enorm.»

Der FCF war mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet, blieb danach während sechs Partien ungeschlagen, ehe die länger anhaltende Baisse kam. «Wir haben ein sehr junges Team, ausserdem kamen Verletzungen und Sperren hinzu», so der ehemalige Challenge-League-Goalie, der seit diesem Sommer in Freienbach spielt.

Freienbach will nichts mit dem Abstieg zu tun haben

Mit einer Ausnahme hätten sie aber nie wirklich klar verloren und auch gegen ein Spitzenteam wie den SC YF Juventus seien sie lange ebenbürtig gewesen. «Wir haben uns gut weiterentwickelt, aber es braucht halt schon eine gewisse Erfahrung, um Spiele zu gewinnen», sagt Yanz. Positiv stimmt: In der Gruppe 3 ist immer noch alles sehr eng beieinander: Der Leader FC Kreuzlingen und der zehntplatzierte FC Tuggen sind gerade einmal durch acht Punkte getrennt, Freienbach liegt weitere vier Punkte dahinter. Vieles sei noch möglich, aber der Fokus gehe vorerst nach hinten: «Wir wollen so schnell wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben.»

Falls Freienbach am Samstag im Heimspiel gegen Kreuzlingen wieder einen Penalty zugesprochen erhalten sollte, wird Diego Yanz wieder auf der Liste der möglichen Schützen stehen. Es sei aber nicht so, dass bei ihm die Lust auf Tore nun angestiegen sei: «Ich hatte das vorher ja auch nie. Wenn ich mich gut fühle, kann es absolut sein, dass ich auch einen nächsten Penalty schiesse. Wenn ich aber nur ein Prozent weniger zuversichtlich bin, lasse ich auf alle Fälle einem Mitspieler den Vortritt.» So oder so: An den letzten Samstag wird er noch lange zurückdenken. (mke.)