29.07.2022 06:40

Mit 14 Aufsteigern in die neue Saison

Die 1. Liga hat grossen Zuwachs aus der 2. Liga interregional erhalten: Die Gruppen bestehen neu aus jeweils 16 Klubs, die in einer Woche in die Meisterschaft 2022/23 starten.

Gruppe 1: Präsident mit Ambitionen

Portalban/Gletterens ist einer der Neulinge in der Gruppe 1 neben Servette U-21, Concordia Lausanne, Grand-Saconnex und Coffrane. Die Geschicke des Vereins leitet mit José Manuel Fonseca ein Präsident, der von sich sagt: «Ich mag Herausforderungen.» Und: «Wenn sich die Möglichkeit bietet, noch einen Schritt zu machen, sage ich mir: Warum nicht?»

Fonseca, ein gebürtiger Portugiese, ist seit einem Jahr der Chef von Portalban/Gletterens, zuvor war er Sportchef. Und früher war er Schiedsrichter, der es bis in die Challenge League brachte. Bei allem Ehrgeiz, den Fonseca antreibt, ist ihm eines ein besonderes Anliegen. Seine Spieler sollen Respekt gegenüber dem Schiedsrichter zeigen. «Ich versuche, sie zu sensibilisieren», sagt der 52-Jährige, «manchmal verteidige ich gewisse Entscheide, die für die Spieler oder den Trainer unverständlich sind.»

Fonseca führt einen Klub, der in einem idyllischen Dorf am Neuenburgersee beheimatet ist. Der Aufstieg war alles andere als ein Produkt des Zufalls. Am Ende der vergangenen Saison betrug der Vorsprung auf das drittplatzierte Düdingen nicht weniger als 17 Punkte. Nun setzt Portalban/Gletterens vor allem auf die Jugend. «Wir haben den Vorteil, dass wir weitherum in unserer Region der einzige Verein auf diesem Niveau sind», sagt Fonseca, «wir sind attraktiv für Talente, die den nächsten Sprung machen wollen.»

Der Ligaerhalt ist das primäre Ziel. Allerdings hat der Präsident klare Vorstellungen, auf welche Weise es erreicht werden soll: «Wir wollen nicht irgendwie unseren Platz in der 1. Liga verteidigen, sondern mit einem Rang in der ersten Tabellenhälfte.»

Gruppe 2: Muri im «Exil»

Vieles ist neu in der Gruppe 2. Black Stars ist der Absteiger aus der Promotion League, dazu kommen die Aufsteiger Concordia Basel, Dornach, Emmenbrücke, Rotkreuz, Xamax U-21 - und der FC Muri mit Trainer Fabrício Nogueira Nascimento, kurz «Piu».

Die Murianer aus dem Aargauer Freiamt betreten nicht Neuland. Von 2011 bis 2017 hielten sie sich in der 1. Liga, bevor sie sich in die 2. Liga interregional verabschiedeten. Nun kehren sie zurück, und einer, der als Spieler seinen Beitrag dazu geleistet hat, steht an der Spitze des Klubs: Michael Stadelmann, 33, präsidiert den FC Muri seit drei Jahren. Mit dem Aufstieg beendete er seine Spielerkarriere, künftig will er sich verstärkt um Führungsaufgaben im Verein kümmern und nebenbei mit den Senioren 30+ kicken. So schnell wird ihm die Arbeit nicht ausgehen. Stadelmann möchte mit seinem Team den FCM in der 1. Liga und als Nummer 4 im Kanton etablieren. Aarau ist führend, dahinter folgt Baden, und aktuell die drittbeste Adresse ist der FC Wohlen, der diese Klassierung aber in den Direktduellen mit Muri verteidigen muss. 

Meistern muss Muri einen Umbruch, weil doch einige Spieler aus der Aufstiegssaison nicht mehr dabei sein werden. Aber Stadelmann sagt: «Wir haben ein gutes Kader beisammen und streben den Ligaerhalt an.» Daneben gilt es, Herausforderungen im Bereich der Infrastruktur zu meistern. Die erste Mannschaft absolviert ihre Heimspiele bis Ende Oktober im Exil von Sins - das Stadion Brühl erhält bis dahin einen Kunstrasen. Und dort, auf dem Sinser Letten, wird am 9. Oktober auch das erste Derby gegen den FC Wohlen ausgetragen. Stadelmann beklagt sich nicht darüber, weiss aber heute schon: «Wohlen ist der klare Favorit.» 

Gruppe 3: Weesens grosse Lust

Am Ende wars knapp: Mit einem Punkt Vorsprung auf die Verfolger sicherte sich der FC Weesen den Sieg in der Gruppe 6 der 2. Liga interregional und damit den Aufstieg in die 1. Liga. Der FC Kreuzlingen und AC Taverne sind die zwei anderen Neulinge in der Gruppe 3.

Erstmals in ihrer Geschichte gehören also die Weesner aus dem Kanton St. Gallen zu dieser Spielklasse - und haben nicht vor, sich bald wieder zu verabschieden. «Oben bleiben und guten Fussball bieten», so fasst Präsident Hansjörg Gutknecht die Ambitionen zusammen.

Für die Entwicklung der Mannschaft ist neu Mario Langer zuständig, der Aufstiegstrainer Philipp Egli abgelöst hat. Der 53-jährige Inhaber des A-Diploms ist ein Rückkehrer aus Weesner Moos, er trainierte die erste Mannschaft bereits einmal in der 2. Liga und kennt darum das Umfeld sowie die Strukturen bestens. Die 1. Liga sei für den FCW «eine grosse Challenge», sagt er - «in jeder Hinsicht: Nicht nur die Mannschaft ist gefordert, sondern der ganze Verein, weil doch etwas Neues und Grosses auf uns alle zukommt».

Langer spürt die Lust im Team, dessen Gesicht sich gegenüber dem Vorjahr nicht gross verändert hat. Er spürt die Vorfreude auf eine zwar happige, aber eben auch reizvolle Aufgabe. «Wir werden uns an einen technisch besseren und temporeicheren Fussball gewöhnen müssen», fügt der gebürtige Glarner an, «nach der Vorbereitung steigen wir mit einem sehr positiven Gefühl in die Meisterschaft.» Eines ist für ihn klar: «Wir werden nicht mit einer Fünferkette mauern und den Bus vor dem eigenen Tor parkieren. Wir wollen mitspielen und selber Akzente setzen.» (pmb.)