02.11.2022 01:00

Fritz Aeschbach - seit 22 Jahren führt ein Aargauer den FC Echallens

Der 73-jährige Unternehmer engagiert sich mit Leib und Seele für den Verein, in dem einst Lucien Favre Trainer war. Dabei fand Aeschbach eher zufällig in die Westschweiz.

Fritz Aeschbach sitzt im Büro seines Unternehmens, das rund 70 Mitarbeitende beschäftigt. Die Blechbearbeitung ist das Kerngeschäft der Firma, und der Chef ist auch mit 73 Jahren unermüdlich - aber nicht nur im Betrieb, sondern auch bei seiner zweiten Passion: Er ist Präsident des FC Echallens. Und sagt: «Das Leben hat es trotz einiger Rückschlägen gut gemeint mit mir. Darum möchte ich etwas zurückgeben.»

Als sich Aeschbach an die Spitze des Vereins wählen lässt, ahnt er nicht, dass er eine Ära prägen würde. Aber genau das tut er: Seit 22 Jahren ist er im Amt und scheut sich weiterhin nicht vor dem grossen Aufwand, der zeitweise die Dimension eines 50-Prozent-Pensums annahm. Und er plant nicht den baldigen Rückzug. Zu stark ist die Verbundenheit mit dem Verein, zu wichtig sind ihm die Leute, denen er im Stade des Trois Sapins immer wieder begegnet.

«Fussball ist ein Thema, über das so viele Menschen unterschiedlichsten Alters diskutieren können», sagt Aeschbach, «und du weisst: Auf dem Sportplatz triffst du immer jemanden an, mit dem du dich unterhalten kannst.»

Nach der RS in die Romandie

Dass er überhaupt in der Westschweiz gelandet ist, hat viel mit der Rekrutenschule zu tun. Aeschbach, aufgewachsen im aargauischen Oberrohrdorf, absolviert die militärische Ausbildung in Bern und lernt in der Verlegung die Romandie kennen. In ihm reift der Entschluss, dass er seinen Lebensmittelpunkt nach der RS in dieser Ecke des Landes haben möchte.

Sorgen um eine Stelle braucht er sich keine zu machen. Aeschbach ist Mechaniker und Elektroniker, er hat eine Lehre beim damals bekannten Elektrotechnikkonzern Brown, Boveri & Cie. in Baden hinter sich. Per Inserat sucht er nach einem Job - und erhält 57 Angebote. Er entscheidet sich für eine Firma, die zwischen Echallens und Lausanne liegt, bevor er in Goumoëns-la-Ville sein eigenes Unternehmen gründet.

In der Nachbarschaft liegt Echallens und der dortige Fussballclub, der einst unter einem gewissen Lucien Favre in die Nationalliga B aufgestiegen war - und bei dem unter anderem auch Ludovic Magnin Junior war. Als Echallens einen neuen Präsidenten sucht, wird Fritz Aeschbach angefragt, dessen Sohn im Verein spielt. Zu tun hat er in seinem Beruf zwar mehr als genug, sagt aber doch zu und bereut es nicht.

Aeschbach wuchs in seine Rolle

Er erinnert sich an seine erste Delegiertenversammlung des Schweizerischen Fussballverbandes, die er zusammen mit Richard Dürr besucht. Dürr ist eine nationale Bekanntheit, ehemaliger Nationalspieler und damals Präsident von Stade Lausanne. Dürr kennt alle und alles, er öffnet so Aeschbach auch Türen. Der Klubchef des FC Echallens wächst immer mehr in seine Rolle, nimmt Einsitz in Kommissionen und kümmert sich engagiert um seinen Verein, den er führt wie eine Firma: Auf finanzielle Abenteuer wird verzichtet, es wird nur Geld ausgegeben, das auch vorhanden ist.

Anfänglich spürt Aeschbach noch leise Skeptik, speziell von den Alteingesessenen. Er ist ein Zugezogener, eigentlich, aber die kritischen Stimmen verstummen schnell, weil sie realisieren, dass der Neue liefert.

Spieler kommen, Spieler gehen, Trainer kommen, Trainer gehen - der Präsident bleibt. Aber es käme ihm nie in den Sinn, sich in technisch-taktische Belange einzumischen. Aeschbach war früher nie lizenzierter Fussballer, der Sport in seiner Jugend war Eishockey. Er fühlt sich auch nicht nur für die erste Mannschaft verantwortlich, bei weitem nicht. Echallens zählt derzeit 480 Juniorinnen und Junioren. «Mir ist es ein Anliegen, dass sie sich sportlich betätigen können», sagt Aeschbach, der in der Region auch schon ein Jugendhaus und einen Skatepark finanziert hat. Ihm ist es wichtig, jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Und auf eines legt er auch Wert: auf Vertrauen. Er reisst im Vorstand nicht alles an sich, sondern delegiert. «Ich habe ein kompetentes Gremium beisammen.»

Aufstieg ist aktuell kein Thema

Als Präsident hat er die Ambition, den Klub auf dem aktuellen Niveau zu halten, in einer Liga, die für ihn zwar sehr anspruchsvoll ist und trotzdem immer noch zum Amateurfussball zählt. Ist die YAPEAL Promotion League für ihn kein Thema? «Wir fühlen uns in der 1. Liga Classic gut aufgehoben», sagt er, «finanziell wäre die Promotion League für uns kaum zu stemmen.»

In der vergangenen Saison kam Echallens einem Aufstieg nahe. Mit konstant starken Leistungen und einem Total von 55 Punkten (so viele holte kein anderer Erstligist) verdiente sich die Mannschaft die Teilnahme an den Aufstiegsspielen. Dort scheiterte sie an Tuggen, was für Fritz Aeschbach kein Problem war: «Es ist gut, wie es ist.» (pmb.)