Fotocredits: Nik Egger / ajour.ch
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Der FC Besa Biel/Bienne ist gekommen, um zu bleiben

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09.08.2024 06:05

Der FC Besa Biel/Bienne ist gekommen, um zu bleiben

Der Aufsteiger ist als die grosse Unbekannte in die Gruppe 2 gestartet. Ein Augenschein beim Startspiel zeigt, dass dies bald ändern könnte.

Das Klatschen ist weit herum hörbar. Die Spieler vom FC Besa Biel/Bienne stehen am Samstag kurz vor 18 Uhr im Kreis, und was Labinot Sheholli soeben zu ihnen gesagt hat, gefällt offensichtlich. 2:2 haben sie sich gerade im Saisoneröffnungsspiel vom FC Rotkreuz getrennt - und es ist ein absolut verdienter Punkt für die Seeländer. «Wir waren mindestens ebenbürtig. Ich habe meinen Kollegen gesagt, dass ein Sieg eher verdient gewesen wäre», resümiert Sheholli wenige Minuten später. «Wir können auf diesem Spiel aufbauen.»

Dass die Partie derart ausgeglichen verlaufen würde, hatte nicht unbedingt erwartet werden können. Auf der einen Seite der Zuger Club, der sich in der 1. Liga Classic etabliert hat und im Frühling erst in der Aufstiegsrunde am heutigen Promotion-Ligisten Grand-Saconnex gescheitert war. Auf der anderen Seite ein Verein, der erstmals überhaupt in seiner Geschichte eine Partie in der vierthöchsten Liga bestritt. Und der nach etlichen Abgängen vor allem in der Offensive und aufgrund zahlreicher ferien- und verletzungsbedingter Absenzen ein deutlich verändertes Gesicht aufwies.

Der Fokus auf dem technischen Fussball

Ein Klassenunterschied also? In keiner Phase. Die Seeländer spielten mit, trugen dem Ball Sorge und zeigten gepflegte Kombinationen. Zu keinem Zeitpunkt verlegte sich das Team nur auf defensive Absicherung und setzte gelegentlich Nadelstiche - so, wie das Aufsteiger gerne zu tun pflegen. «Wir haben technisch starke Spieler. Wenn wir anders spielen würden, käme es nicht gut heraus. Lieber spielen wir und verlieren, als dass wir einfach hinten hineinstehen und auf ein 0:0 hoffen oder ein Tor durch einen Konter zu erzielen. Es macht auch mehr Spass», so Sheholli. Er, der unbestrittene Denker und Lenker der Mannschaft, erzielte mit einem wuchtigen Kopfballtreffer nach einem Corner das zwischenzeitliche 1:1. Die Gäste hatte ohnehin die Lufthoheit, auch das 2:2 durch Mergim Rexhaj fiel per Kopf.

Zwei Aufstiege in drei Saisons

Der FC Besa zählt zu den Senkrechtstartern im Amateurfussball. 2022 war das Team erst in die 2. Liga interregional aufgestiegen, vor zwei Monaten folgte die erneute Promotion. Im letzten Heimspiel gegen Ajoie-Monterri gab es gleich ein 5:1.

Auf der Suche nach dem Aufschwung kommt man an Labinot Sheholli nicht vorbei. Der ehemalige Challenge-League-Spieler des FC Biel dirigiert nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Beim ersten Aufstieg in die 2. Liga interregional  war er Spielertrainer, aktuell ist er zusätzlich einer der Assistenten von Alain Villard und in der Aufstiegsphase war er wieder Spielertrainer. Unfreiwillig allerdings, weil Trainerroutinier Kurt Baumann Anfang April freigestellt worden war. «Ich bin nicht so gerne Spielertrainer. Aber ich habe es gemacht, um dem Klub zu helfen», so der 36-Jährige. Wie für viele andere, ist der Klub für ihn eine Herzensangelegenheit.

Um die Jahrtausendwende waren infolge der Kriegswirren viele Leute in die Schweiz geflüchtet, die im Kosovo Fussball gespielt hatten. In Twann wurde damals erstmals im Seeland ein albanischer Verein gegründet. Es folgten weitere, und 2009 entstand aus einer Fusion der FC Besa Biel/Bienne. «Besa» bedeutet auf albanisch Vertrauen - es gibt in St. Gallen übrigens einen weiteren Klub mit diesem Namen - und dieses ist beinahe unbegrenzt. Der Verein kann gerade bei seinen Heimspielen auf eine grosse Schar von Freiwilligen zählen und deshalb auch auf eine sehr gute Atmosphäre. Im Verein sind viele Albaner tätig, aber längst nicht nur. Sheholli umreisst die Philosophie so: «Der Fokus ist nicht, nur albanischstämmige Spieler zu holen, sondern solche, die zum Verein passen. Wir sind eine richtige Multikuti-Truppe.»

Gespielt wird nun in der Tissot-Arena

Noch nicht mit der grossen spielerischen Entwicklung der letzten Jahre mitgehalten hat ein Teil der Infrastruktur. Eigene Garderoben fehlten, ausserdem, musste bisher jedes Mal eine mobile Buvette auf- und wieder abgestellt worden, wo unter anderem ausgezeichnete Hamburger kredenzt werden.

Damit auch in der 1. Liga Classic gespielt werden kann, darf der Verein nun die Tissot-Arena benutzen - vorerst für eine Saison. Am kommenden Samstag geht es zuhause los mit der Partie gegen den FC Wohlen. Labinot Sheholli hat klare Vorstellungen: «Es wird einiges los sein, und wir wollen uns von der besten Seite präsentieren.» Ambitionen sollen den Verein auch durch die erste Saison in neuem Umfeld begleiten, erklärt Sheholli: «Wir wollen eine gute Rolle spielen. Ich hoffe, dass wir nicht viel mit dem Abstieg zu tun haben werden.» (mke.)

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